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Welttoilettentag
Deutschlands Klos sind veraltet
Der Welttoilettentag der UN soll auf die schlechte Versorgung mit sanitären Anlagen aufmerksam machen – insbesondere in armen Regionen. Aber auch in Deutschland ist die Entsorgung längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik: Wir verschwenden immer noch Trinkwasser.
Von Benjamin Laufer für tagesschau.de
Mehr als 2,6 Milliarden Menschen leben nach UN-Angaben ohne eine ausreichende Sanitärversorgung. Jeden Tag sterben etwa 5000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten wie Durchfall, die durch mangelnde Hygiene und fehlende sanitäre Einrichtungen verursacht werden. Die Vereinten Nationen haben deswegen in diesem Jahr zum ersten Mal den 19. November zum Welttoilettentag ausgerufen.
Schon lange gibt es Bemühungen, die sanitäre Versorgung auf der Welt zu verbessern. Doch sie kommen nur stockend voran: Bis 2015 sollten nach den UN-Entwicklungszielen von 1990 75 Prozent der Menschen Zugang zu einfachsten sanitären Anlagen haben. Dieses Ziel wird deutlich verfehlt werden.
Hilfsorganisationen machen dafür auch die Tabuisierung des Themas verantwortlich: Bislang wurde schlicht nicht gerne über die Entsorgung von Exkrementen gesprochen. Um das zu ändern, greifen Organisationen am Toilettentag auch zu ungewöhnlichen Mitteln: In Berlin fand am vergangenen Wochenende zum Beispiel eine Toilettenparty unter dem Motto „Celebrate your Toilet“ (Feiere deine Toilette) statt.
Toilettenparty im Internet
Im Internet geht die Party weiter: Unter celebratethetoilet.org können sich Nutzer auf einer virtuellen Klowand verewigen. Wer bei Facebook, Twitter oder Instagram Fotos mit dem Hashtag #CelebrateTheToilet veröffentlicht, nimmt am Fotowettbewerb von WASH teil. Zu gewinnen gibt es einen Jahresvorrat Toilettenpapier.
Trinkwasservergeudung in Deutschland
Hinter der Aktion steht das WASH-Netzwerk, ein Zusammenschluss aus Organisationen, die für alle Menschen Sanitäranlagen und Hygiene einfordern. Dazu gehört auch die German Toilet Organisation (GTO) aus Berlin. Sie prangert für Deutschland insbesondere die Zustände auf vielen Schultoiletten an. „Es gibt kaum eine Schule in Deutschland, die keine Probleme mit ihren sanitären Anlagen hat“, sagt GTO-Projektkoordinator Robert Gemsch. Viele Schüler würden deswegen versuchen, lieber nichts zu trinken, um die Toiletten nicht nutzen zu müssen. „Das hat Auswirkungen auf Gesundheit und schulische Leistungen.“
Die GTO kritisiert auch, dass Toiletten in Deutschland noch immer mit kostbarem Trinkwasser betrieben werden. Über 30 Liter spült jeder Bundesbürger den Abfluss hinunter – täglich. Trotzdem sei es schwierig, alternative Sanitärkonzepte ins Gespräch zu bringen. Der Grund dafür ist simpel: Unser Abwassersystem ist fest etabliert und flächendeckend ausgebaut. In Deutschland besteht sogar die Pflicht für Grundstückseigentümer, das öffentliche Abwassersystem zu nutzen. Dabei sind die Wiederaufbereitung des Wassers und die Instandhaltung der Kanalisationen kostenintensiv, sagt Gemsch: „Letztlich landet das auf unserer Wasserrechnung.“
Exkremente als Nährstoffquellen
Es gibt durchaus Möglichkeiten, Sanitäranlagen ohne Trinkwasser zu betreiben. Eigentlich ist die Wasserspülung ohnehin technisch veraltet, sagt Ralf Otterpohl von der Technischen Universität Hamburg. Aber: „Da wo bereits Kanalnetze installiert sind, hat es keinen Sinn, alles einzureißen.“ Der Wissenschaftler arbeitet an innovativen Entsorgungssystemen, die teilweise ganz ohne Wasser funktionieren. Aus den Exkrementen werden dabei Dünger und Kompost hergestellt. Das sei weit effektiver, als die Aufbereitung in Kläranlagen, so Otterpohl: „Wenn man Exkremente in den Wasserkreislauf einbringt, gehen die meisten Stoffe verloren, die noch verwertet werden könnten.“
Im Hamburger Stadtteil Jenfeld wird deswegen eine neue Art der Abwasserentsorgung erprobt, bei der das Toilettenabwasser separat entsorgt wird. In einem gerade entstehenden Wohngebiet mit über 600 Wohnungen müssen sich alle Bauherren verpflichten, eine Vakuumtoilette zu installieren, die für einen Spülvorgang nur einen Liter Wasser benötigt. Das Toilettenabwasser wird dann über eine separate Kanalisation zu einer Aufbereitungsanlage am Rande des Stadtteils geführt. Dort werden die Exkremente zu Biogas umgewandelt.
Kanalisationen sind Technik von gestern
Es geht inzwischen aber auch ganz ohne Kanalisation, sagt Professor Otterpohl: „Nach heutigem Stand der Technik ist das nicht mehr nötig.“ Exkremente könnten vor Ort gesammelt und zur Kompostierung dann mit Fahrzeugen dorthin gebracht werden, wo der Kompost verwendet werden soll. Insbesondere für trockene Regionen sind die modernen Entsorgungssysteme deswegen interessant. „Man kann mit zehn Litern Wasserverbrauch pro Person und Tag gut leben“, so der Forscher.
Stand: 19.11.2013 18:56 Uhr
Weltgedenktag für die Straßenverkehrsopfer Leave a comment
Weltweit werden täglich viele Millionen Menschen im Straßenverkehr leicht oder schwer verletzt. Zudem sterben an jedem Tag rund 3.400 Verkehrsteilnehmer auf internationalen Straßen. Innerhalb der letzten Jahre hat sich diese Dimension kaum verändert. Nach den aktuellsten Angaben gab es 88 Länder, in denen sich die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2007 und 2010 reduziert hat – gleichzeitig stieg sie jedoch in 87 Staaten. Deutschland gehört zur ersten Gruppierung; im Langzeitvergleich ist die Zahl an Verkehrstoten rückläufig. Während im Jahr 1970 noch 21.332 Verkehrstote statistisch registriert wurden, gab es im vergangenen Jahr mit 3.600 Todesopfern einen Rekordtiefstand. Auch die Zahlen des ersten Halbjahres 2013 halten den Abwärtstrend und lassen auf eine weitere gute Prognose hoffen.